Im Bus war die gesamte Projektgruppe vertreten: Menschen, die erst kürzlich aus der Ukraine gekommen sind, und diejenigen, die bereits seit über zwanzig Jahren in Deutschland leben. Das Ziel dieser Reise war es, eine Brücke zwischen diesen beiden Gruppen der Immigranten zu schlagen, ihnen die Möglichkeit zu geben, einander kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und einfach zusammen zu sein. Ein Ausflug bietet die Möglichkeit für gemeinsame Eindrücke, Erfahrungen und das Zusammenwachsen der Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten.

Gent ist eine Stadt, in der Geschichte und Gegenwart aufeinandertreffen und unser Reiseleiter, Anatolij Makashkin hat die wunderbare Fähigkeit trockene Fakten in lebendige Bilder zu verwandeln. Er erzählte nicht nur von Königen, Thronfolgern, Liebe und Politik, sondern auch von der Geschichte Gents selbst: wie die Stadt wuchs, sich veränderte und zu einem kulturellen Zentrum wurde. Wir erfuhren spannende Details über die Architektur, den Kampf um Landbesitz und über Königsdynastien, die ihre Spuren in den Legenden hinterließen.

Zu Beginn der Reise sprach Nikolaij Hermann im Bus Tfilat HaDerech. Es war berührend und sehr vertraut zugleich. Gent empfing uns in all seiner Pracht. Wir spazierten die Straßen entlang, wo jedes Haus wie eine Seite aus einem Geschichtsbuch ist und die Türme und Fassaden zu flüstern scheinen:

„Hier ist einst der König vorbeigekommen, hier traf sich der Thronfolger heimlich mit seiner Geliebten, hier wurde über das Schicksal des Landes entschieden.“

Die Architektur Gents ist eine Mischung aus Gotik und Renaissance. Wir fotografierten Buntglasfenster, Türmchen und Brücken, um nicht nur die Schönheit, sondern auch den Geist der Zeit mit nach Hause zu nehmen. Für jeden wurde die Stadt zu einer ganz persönlichen Entdeckung.

„Wo Liebe ist, da ist Leben.” Diese Worte wurden zum Leitmotiv unserer Reise. Wir kehrten nach Hause zurück mit neuen Eindrücken, Ideen und dem Gefühl, dass wir zusammengehören.

Lesja Shashenko