Der Jüdische Friedhof in Köln-Bocklemünd
„Der Gerechte wird in seinem Glauben leben.“
(Habakuk 2,4. Inschrift am Friedhofsgebäude Bocklemünd)
Der Jüdische Friedhof Köln-Bocklemünd wurde 1918 als Nachfolger des Jüdischen Friedhofes Köln-Deutz eröffnet und wird bis heute als Begräbnisstätte genutzt. Heute befinden sich auf dem Bocklemünder Friedhof rund 6.500 Gräber.
Auf den Grabsteinen findet der Besucher eine Reihe prominenter Namen, wie etwa den des Warenhaus-Gründers Leonhard Tietz und des renommierten Kölner Soziologen Alphons Silbermann. Auch Franz Herschtritt, großzügiger Gönner und Namensgeber der Kindertagesstätte der Synagogen-Gemeinde Köln, ist hier beigesetzt.
Friedhofsgebäude und Trauerhalle schuf der bedeutende Kölner Architekt Robert Stern in den Jahren 1927 bis 1929 mit deutlich neoklassizistischen Tendenzen. Stern zeichnete auch verantwortlich für die Ehrenfelder Synagoge in der Körnerstraße, die in der Reichspogromnacht zerstört wurde, und den berühmten Pavillon der „Jüdischen Sonderschau“ auf der „Pressa“ 1928.
Nachfolger des mittelalterlichen Friedhofs am Bonntor wurde der Jüdische Friedhof in Deutz. Hier bestatteten Juden aus Köln und Umgebung ihre Verstorbenen ab 1695 bis in die vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts hinein. Auch hier findet der Besucher prominente Mitglieder der Kölner Jüdischen Gemeinde, so etwa Isaac Offenbach, Kantor an der Synagoge in der Glockengasse und Vater von Jacques Offenbach, Moses Hess (1961 Überführung der sterblichen Überreste nach Israel) und Mitglieder der Bankiersfamilie Oppenheim.
Denkmäler
Auf dem Bocklemünder Friedhof findet sich eine große Anzahl an historisch und künstlerisch wertvollen Grabdenkmälern.
Drei der Denkmäler seien hier hervorgehoben:
Auf der Mittelallee stand das Denkmal von Franz Lipensky, welches an die Zerstörung der Kölner Synagogen erinnerte. Die 750 kg schwere Bronzeplastik, welche am 15. November 2010 gestohlen wurde, setzte sich zusammen aus sechs Davidsternen für die sechs Millionen ermordeter Juden, einer Menora als Zeichen des Judentums, einer zerstörten Torahrolle und einem Mauerfragment als Symbole für die Zerstörung der Synagogen in der Reichspogromnacht.
Das Denkmal für die jüdischen Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs, gestaltet von Robert Stern, wurde am 8. Juli 1934 eingeweiht. Es war von der Ortsgruppe Köln des Reichsbunds Jüdischer Frontsoldaten gestiftet und mit Unterstützung der Synagogen-Gemeinde Köln errichtet worden. Auf dem monumentalen, pyramidenförmigen Stein, der am Ende der Mittelachse des Friedhofs steht, kann man die Inschrift lesen:
„Unseren Gefallenen – Reichsbund Jüd. Frontsoldaten.“
Links vor dem Ehrenmal von 1934 steht die am 21. September 1924 eingeweihte Gedenktafel mit den Namen der 230 im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder der Synagogen-Gemeinde. Bis zur Zerstörung der Synagoge in der Roonstraße war sie dort in einer Gedenkhalle aufgestellt.
Am Ende der Mittelallee steht das große, hochragende Ehrenmal für die Opfer der Shoah aus Köln, das in den Fünfzigerjahren aufgestellt wurde. Der etwa fünf Meter hohe Pfeiler trägt auf den niedrigen flankierenden Platten eine Inschrift in hebräischer und deutscher Sprache:
„Zum Andenken an die über 11.100 Schwestern und Brüder unserer Gemeinde, die als Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns für das Judentum in den Jahren 1933 bis 1945 gefallen sind. Synagogen-Gemeinde Köln“
Eine weitere Tafel in der Mitte des Ehrenmals erinnert an den letzten Rabbiner der Synagogen-Gemeinde vor dem Holocaust:
„Unserem letzten von 1908-1942 amtierenden Rabbiner Dr. Isidor Caro, der mit vielen Gemeindemitgliedern den Märtyrertod in Theresienstadt fand. In dankbarer Verehrung, Synagogen-Gemeinde Köln.“
Während der Zeit des Nationalsozialismus hatten Gemeindemitglieder Ritualgegenstände wie Torahrollen, Gebetsriemen und Schofarhörner auf dem Gelände des Friedhofs versteckt. Nachdem der damalige Gemeinderabbiner Levinger die noch vorhandenen Gegenstände 1978 aufgrund eines Hinweises wiederentdeckt hatte – weitgehend zerfallen und vermodert –, setzte man die Gegenstände am Ende der Mittelallee bei und errichtete darüber das Denkmal.
Lapidarium („Steinhaus“)
In einem kleinen, 1936 erbauten Lapidarium in Flur 27 werden Fragmente von Grabsteinen des mittelalterlichen Friedhofs „Am Bonntor“ aufbewahrt. Der Friedhof – 1143 erstmals erwähnt, 1695 geschlossen – befand sich an der Bonner Straße, etwa in der Höhe des heutigen Großmarkts. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts stieß man bei Erweiterungsarbeiten der Reichsbahnanlagen an der Bonner Straße zufällig auf Bruchstücke alter Grabplatten und Knochen. Der Friedhof wurde verkleinert und die Gebeine nach Bocklemünd umgebettet. Im Jahr 1936 mußte der Friedhof zwangsweise komplett aufgelassen werden, da die Stadt Köln dort die Markthallen bauen wollte. Die restlichen Gebeine bestattete man ebenfalls auf dem Jüdischen Friedhof in Bocklemünd, die noch vorhandenen Grabsteine wurden in die Wände des Lapidariums eingelassen.
Öffnungszeiten
1. April bis 31. Oktober | |
Sonntag und an gesetzlichen Feiertagen | 9:30 – 18:00 Uhr |
Montag – Donnerstag | 8:30 – 18:00 Uhr |
Freitags und vor Hohen jüd. Feiertagen | 8:30 – 14:00 Uhr |
1. November bis 31. März | |
Sonntag und an gesetzlichen Feiertagen | 9:30 – 17:00 Uhr |
Montag – Donnerstag | 8:30 – 17:00 Uhr |
Freitags und vor Hohen jüd. Feiertagen | 8:30 – 14:00 Uhr |
Abweichungen zu den Öffnungszeiten finden Sie hier:
Bitte beachten Sie:
Am Schabbat (samstags) und an Hohen Jüdischen Feiertagen ist der Friedhof geschlossen.
An den Vorabenden von Schabbat (freitags) und der Hohen Jüdischen Feiertage schließt der Jüdische Friedhof Köln-Bocklemünd um 14:00 Uhr.
Fallen gesetzliche und jüdische Feiertage (und / oder deren Vorabende) zusammen, richten sich die Öffnungs- und Schließzeiten stets nach den jüdischen Feiertagen / Schabbat!
Hohe Jüdische Feiertage, an denen der Friedhof geschlossen ist:
Pessach, Schawuot, Rosch HaSchanah, Jom Kippur, Sukkot (Schmini Azeret / Simchat Torah).
An den Vorabenden dieser Feiertage schließt der Friedhof um 14:00 Uhr.
„Kleine“ Jüdische Feiertage, an denen der Friedhof geöffnet ist (sofern nicht samstags):
Alle Fasttage, Rosch Chodesch (Monatsanfang), Chol HaMo’ed (Zwischenfeiertage), Channukkah, Tu BiSch’wat, Purim, Lag BaOmer etc.
Hinweise
Besucher haben sich dem Ort entsprechend gebührlich zu verhalten, bitte beachten Sie auch die Hinweise (u.a. Auszug aus der Friedhofssatzung und -ordnung) am Eingang des Jüdischen Friedhofes.
Auszüge aus der Friedhofssatzung und -ordnung:
- Männlichen Besuchern ist der Zutritt nur mit Kopfbedeckung erlaubt.
- Das Mitführen von Hunden (außer Blindenhunden) ist verboten.
- Das Befahren mit Mopeds und dergleichen ist untersagt, das Befahren mit dem Pkw ist nur mit Genehmigung der Verwaltung erlaubt. Die Wege sind dabei zu schonen, Fußgänger haben Vorrecht, es ist max. mit 10 km/h bzw. Schrittgeschwindigkeit zu fahren.
- Der Aufenthalt auf dem Friedhof bei Sturm oder Unwetter erfolgt auf eigene Gefahr! Die Synagogen-Gemeinde Köln übernimmt keine Haftung bei Personen- oder Sachschäden.
Die komplette Friedhofssatzung und -ordnung ist in der Verwaltung der Synagogen-Gemeinde Köln in der Ottostr. 85 (Eingang Nußbaumerstr.) in 50823 Köln-Ehrenfeld oder im Friedhofsbüro einsehbar.
Führungen
Die Kölner Jüdischen Friedhöfe Bocklemünd, Deutz, Ehrenfeld, Deckstein und Mülheim können im Rahmen von Führungen besucht werden.
(siehe unter > Führungen)