100 Jahre Wizo: Rebecca Sieff
Liebe Rebecca Sieff, wir danken dir für deine Entschlossenheit, deine Unerschrockenheit und Unermüdlichkeit, die deine Vision zum Wohlergehen von Kindern und Frauen im eigenen jüdischen Staat haben Wirklichkeit werden lassen. Dieser Vision fühlen wir WIZO-Frauen uns weltweit – über 200 000 Frauen in 50 Ländern – auch heute noch verpflichtet – 100 Jahre nach Gründung der WIZO. Deine WIZO-SCHWESTERN
Rebecca Sieff wurde 1890 in Leeds geboren. Ihr Vater Michael Marks, der vor den antisemitischen Pogromen aus Russland nach England geflohen war, arbeitete sich vom kleinen Händler zum Mitbesitzer des erfolgreichen Unternehmens MARKS & SPENCER hoch. Rebeccas Gerechtigkeitssinn und Entschlossenheit zeichneten sie schon in jungen Jahren aus. Sie studierte an der Universität von Manchester und schloss sich der zionistischen Bewegung Großbritanniens an, war Feministin und engagierte sich bei den Suffragetten.
Die nach dem damaligen Außenminister benannte „Balfour-Deklaration“ von 1917 mit der von der britischen Regierung zugesagten Gründung einer jüdischen Heimstatt in Palästina ermutigte die zionistische Bewegung. 1918 reiste Rebecca Sieff mit einer Gruppe Gleichgesinnter in das damals unter britischem Mandat stehende Palästina. Sie waren entsetzt über die Lebensbedingungen der dort angesiedelten jüdischen Menschen, insbesondere der Frauen und Kinder. Die jüdischen Einwanderer kamen Ende des 19. Jahrhunderts nach Palästina aus dem zaristischen Russland auf der Flucht vor ständigen Pogromen und mit der Hoffnung auf ein friedliches Leben in Freiheit.
Während des internationalen Zionistenkongresses 1920 wurde die WOMEN´S INTERNATIONAL ZIONIST ORGANISATON (WIZO) gegründet und Rebecca Sieff als erste Präsidentin gewählt. Eine Position, die sie bis zu ihrem Tod 1966 innehatte, die letzten drei Jahre als Ehrenpräsidentin.
Erfolgreiche Fundraising-Kampagnen führten dazu, dass bereits 1921 die ersten Babykliniken Tipat Chalav („Ein Tropfen Milch“) in Tel Aviv, Haifa und Jerusalem eröffnet wurden. Der sogenannte Donkey-Express (Esel-Express) versorgte Neugeborene mit Milch, deren Mütter aufgrund von Unterernährung und Krankheit die eigenen Kinder nicht stillen konnten. In Jerusalem entstand 1921 das erste Zentrum für elternlose Kleinkinder und eine Ausbildungsstätte für Krankenschwestern. 1926 öffnete die erste WIZO-Kindertagesstätte in der Nähe von Tel Aviv ihre Pforten.
Heute unterhält die WIZO 800 Projekte in Israel, deren Programme und Angebote allen Bürgern Israels – unabhängig von Herkunft und Religion – zur Verfügung stehen.
Gemeinsam mit Vera Weizmann leitete Rebekka Sieff die Organisation. In Europa lag der Schwerpunkt darin, junge Frauen, die nach Palästina auswandern wollten, in der Landwirtschaft auszubilden, um sie auf die dortigen Lebensbedingungen vorzubereiten. 1933, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland, gründete Rebecca Sieff eine jüdische Hilfsorganisation, die sich um die aus Nazi-Deutschland geflüchteten Juden kümmerte, und seit 1938 war sie aktiv beteiligt an der Übersiedlung von 1000 jüdischen Kindern von Deutschland nach England.
Nach dem 2. Weltkrieg besuchte Rebecca Sieff Displaced Persons (DP) Camps im besetzten Deutschland. Das waren von den Alliierten eingerichtete Lager für Überlebende des Holocausts. Sie war überwältigt von der Tatsache, dass sich in diesen Lagern bereits 1946 WIZO-Gruppen gegründet hatten. 3000 Mitglieder in 30 verschiedenen Lagern, die sich vor Ort um Frauen und Kinder kümmerten, Betreuung und Kurse organisierten. Diese Frauen kannten die WIZO aus ihren Heimatländern. Allein in Polen zählte die WIZO vor dem Krieg 10 000 Mitglieder.
Rebecca Sieff wollte die Menschen, die unsagbares Leid erfahren hatten und heimatlos waren, beraten und bei ihrer Emigration nach Palästina behilflich sein. Die damalige britische Regierungspolitik, die Einwanderung von europäischen Juden nach Palästina zu unterbinden, veranlasste sie, Protest gegen diese Politik zu organisieren. Mit 200 Frauen marschierte sie zur Downing Street und demonstrierte lautstark gegen die restriktive britische Immigrationspolitik.
1947 sprach sie vor einer Sonderkommission der UN:
„Gentlemen, wir werden nicht ruhen und auch werden wir Sie nicht ruhen lassen, bis wir unsere Kinder nach Hause gebracht haben werden.“
AM ISRAEL CHAI!
Diana Schnabel
Ehrenpräsidentin der WIZO Deutschland